Einfach nett

Ein Buch über das Freundlichsein
mit einem Vorwort von Axel Scheffler
und Bildern von 38 netten Illustratoren.
Text von Alison Green,
aus dem Englischen übersetzt von Maren Illinger.
Ab 5, 46 Seiten
2020, Weinheim, Beltz & Gelberg
978-3-407-75473-8
€ 12,95

Einfach nett sein, heißt freundlich sein. Liebenswürdig gegenüber anderen Menschen oder Tieren. Respektvoll und wertschätzend im Umgang mit ihnen und ihrem Eigentum. Nett sein ist eine Tugend, die nicht das eigene Ich in den Mittelpunkt stellt, sondern das Gegenüber. Nett sein bleibt nicht ohne Wirkung. Nett sein heißt, selbst dann freundlich zu sein, wenn die Reaktion darauf unklar ist. Nett sein schafft die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander. Nett sein ist wichtig. Nett sein gehört zum Menschsein. Und dennoch bedarf es eines Bilderbuches darüber. Das ist einerseits traurig. Andererseits ist Einfach nett so wunderbar, dass es ein Jammer wäre, wenn es das Bilderbuch nicht gäbe.

In seinem Vorwort schreibt Axel Scheffler, wie es zu dem Buch kam. Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft müssten sich im Alltag oft hinten anstellen, weil wir glaubten „viel zu beschäftigt zu sein, um innezuhalten und anderen zu helfen“ (Seite 5). Dabei könnten schon kleine Gesten etwas verändern. Er sei fest davon überzeugt, „dass wir, wenn wir nur großzügig und mitfühlend sind, für die nächste Generation eine friedlichere Welt schaffen können.“

Ohne Aufwand loslegen
Wie es also zu diesem friedlicheren Miteinander kommen könnte, fasst das Bilderbuch Einfach nett – Ein Buch über das Freundlichsein ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammen. Und beinhaltet dennoch jede Menge Themen, die spontan und ohne Aufwand den Anfang machen können: Lächeln, zuhören, helfen oder zu teilen. Jemanden in den Arm nehmen oder in der Warteschlange vorlassen. „Neugierig auf die Welt und alle Menschen zu sein“ (Seite 36). Denn „jeder kann nett sein, auch wenn er ganz klein oder ein bisschen schüchtern ist. Nett zu sein ist ein schönes Gefühl. Und außerdem ist es eine richtig gute Idee. Denn wenn jeder nett ist, schaffen wir alle zusammen ein bessere Welt“ (Seite 38 f)

Who-is-Who der Illustrator*innen-Zunft
Eine richtig gute Idee war es auch, für die Bebilderung des Buches weitere Illustrator*innen zu gewinnen. Die lebten Nettsein gleich vor und spendeten ihre Bilder zugunsten der britischen Hilfsorganisation Three Peas, deren Schirmherr Axel Scheffler ist. Neben dem finanziellen Gewinn durch die Auktion profitieren auch alle Käufer- und Betrachter*innen davon, gleicht doch das Bilderbuch einem Who-is-Who von diesseits oder jenseits der Insel bekannten oder weniger bekannten Bilderbuchillustrator*innen:
Beatrice Alemagna (bekannt durch Ein großer Tag, an dem fast nichts passierte), Rotraut Susanne Berner (Jahreszeiten-Wimmelbücher), Kitty Crowther (Der Besuch vom kleinen Tod), Michael Foreman (der in UK häufig Bücher von Michael Morpurgo illustriert), Ingrid Godon (Ich denke, gemeinsam mit Toon Tellegen), Chris Haughton (Oh nein, Paul!), Ole Könnecke (Anton und die …), Sarah McIntyre (Neue Nachbarn?), Jörg Mühle (Hasenkind-Geschichten), Barbara Nascimbeni (Morgen kommt die Hyäne zum Essen), David Roberts (Die Dummköpfe), Nick Sharratt (Stell dir vor … Ein Wimmelbuch zum Geschichten erfinden), Britta Teckentrup (Der Baum der Erinnerung) oder Philip Waechter (Sehr berühmt), um nur einige der 38 zu nennen, zu denen selbstverständlich auch Axel Scheffler gehört.
Die Vor- und Nachsatz-Papiere des Bilderbuches zieren Ausschnitte aus den jeweiligen Bildern der Künstler*innen samt einer Kurzvita, was den Who-is-Who-Charakter vervollständigt.

Suchbilder
Davon abgesehen laden die Bildausschnitte auch dazu ein, die Motive auf den einzelnen Bildseiten zu finden. Das ist mitunter gar nicht so einfach und sorgt dafür, sich die Bilder genau anzusehen. Wer das mit Eifer macht, wird neben dem Erfolg des Findens auch mit einem Einblick in die Vielfalt ästhetischer Gestaltungsweisen belohnt. In Kombination mit dem Text kann das Bilderbuch also zweierlei bewirken:

1. Kindern zeigen, dass Freundlichsein glücklich macht.
2. Interesse an Kunst wecken.

Beides ist auf unterschiedliche Weise wichtig. Freundlichkeit, weil sie zum Schmiermittel des menschlichen Miteinanders gehört. Kunst, weil sie auch dann zum Ausdruck des Menschseins werden kann, wenn Worte fehlen. Genial – und ein wichtiges Buch obendrein. Aber das war ja schon am Anfang zu lesen.

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