Der blaue Vogel

Eine Geschichte über Hoffnung und Traurigkeit
von Britta Teckentrup
Ab 4, 32 Seiten
2020, München, Ars Edition
978-3-8458-3753-6
€ 15,00

Einsam lebte der blaue Vogel im Wald. Warum und wieso wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass ihn die anderen Vögel schon fast vergessen hatten. Eine Spaßbremse war er, weshalb sie ihn nicht mehr zum Mitmachen aufforderten. Bis eines Tages ein gelber Vogel im Wald auftauchte …

Der gelbe Vogel war nicht nur neu und unbekümmert. Nein, er besaß auch die Gabe der Geduld. Überall, wo er auftauchte, versprühte er Lebensfreude, die er auch an den blauen Vogel weitergeben wollte. Dieser aber nicht wollte. Oder nicht annehmen konnte. Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass er den gelben Vogel nicht hören konnte. Der sich aber davon nicht abhalten ließ. Vielmehr harrte er in seiner Nähe aus und summte eine zarte Melodie.

„Das Lied des gelben Vogels erfüllte den Wald. Er konnte warten. Er hatte alle Zeit der Welt.“ (Seite 16)

Geduldig sein. Nähe zulassen. Die Isolation durchbrechen. Das sind die großen Lebensthemen, die Britta Teckentrup in ihrem neuesten Bilderbuch aufgreift. Und ihr – wieder einmal – aufs Beste gelingt!
Ihrem Stil treu bleibend, collagiert sie ihre Bilder erneut aus handbedruckten Papieren, was an die Arbeitsweise des Altmeisters Eric Carle erinnert. Schnitt und Bearbeitung erfolgen digital auf jene unverwechselbare Weise, die Britta Teckentrups Stil prägt und schon mehrfach ausgezeichnet wurde.

Auch deshalb, weil die Farbgebung der Bildseiten mit dem Text korrespondieren und jedes ihrer Bücher zu einem Gesamtkunstwerk machen. Denn Wort und Bild verschmelzen bei Britta Teckentrup zu einer Einheit. Den Bildern fügt sie die Bedeutungsebene des Textes hinzu, dem Text jene der Bilder. Die Leerstellen des Textes füllen die Bilder nur zum Teil.
Der Rest geschieht in den Herzen der Betrachtenden, für die auch das neueste Buch der Künstlerin Balsam ist. Oder Bibliotherapie.

Einsamkeit und Isolation vertragen sich nicht mit hellen Farbtönen. Dementsprechend dunkel beginnt das Bilderbuch, wobei die Farben nicht kühl sind, sondern herbstlich getragen. Metaphorisch ein Bild für die Ängste und Sorgen des Vogels, die ihm seinen Lebensmut nahmen. Verstrickt in seine Einsamkeit, ließ er deshalb sogar das Fliegen sein. Aber – wie gut, dass es dieses Aber gibt: Dank des gelben Vogels gelingt es ihm, sich wieder seiner Stärke und Fähigkeiten bewusst zu werden. Ganz so, wie wenn nach einem kühlen Herbstmorgen der Altweibersommer lacht.

Zu dieser Wandlung trägt zweierlei bei: Der oder die gelbe geduldige Begleiter*in, außerdem der Mut des blauen Vogels, die vertraute Isolation, die vertraute Rolle, zu verlassen.
Das gelingt nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit. Ebenso Geduld.
Wovon Der blaue Vogel hoffnungsfroh erzählt.

 

 

 

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