Auch solche Tage gibt es


Von Kim Young-ah, illustriert von Shin Ji-soo,
aus dem Koreanischen übersetzt von Andreas Schirmer.
Ab 4, 36 Seiten
2018, aracari, Zürich
978-3-907114-02-5
€ 14,00

„Ich blick mich um und um –
aber niemand ist da.
Ich rufe und schreie –
aber keiner antwortet.
Auf dieser Welt bin ich allein.
Scheinbar gibt es da nur mich.“

Mit diesen eindringlichen Worten beginnt das bildstarke und lyrische Bilderbuch Auch solche Tage gibt es. Graue Regentage stellen die Stimmung des kleinen Bären im Außen dar, der nahezu winzig und allein im großen und dunklen Wald unterwegs ist. Bild und Text des koreanischen Autorinnen- und Illustratorinnen-Duos greifen damit ein Thema auf, vor dem erwachsene Bezugspersonen gerne die Augen verschließen: dem starken und ohnmächtigen Gefühl kindlicher Verlassenheitsängste.

Seite für Seite schreitet der Bär alleine voran, wobei die Farbgebung der Bildseiten mit seiner Stimmung korrespondiert und sich nur unmerklich verändert. Zwar scheint es am Horizont heller zu werden, dennoch sitzt der Bär zunächst lange – über mehrere Bildseiten hinweg – einsam und verzagt am Flussufer. Seine Tränen fallen synchron mit dem Regen, „tropf-tropf“ und „plitsch-platsch“.  Inmitten dieser, im Außen durch das Wetter dargestellten Stimmung, erscheint auf einmal ein kleines Helferlein in Gestalt eines Frosches, der einen bunten Regenschirm bei sich trägt.
Welch‘ ermutigende Botschaft für das betrachtende Kind: Du bist nicht alleine! Es gibt jemanden, der oder die für dich da ist, sich auf dich einlässt, Zeit für dich nimmt, abwartet und darauf vertraut, dass weder der Regen noch deine traurige Stimmung unendlich sind.
Die dynamischen, schwarz konturierten Bilder lassen ebenso Raum für eigenes Erleben wie die zurückhaltenden Worte, die nach Dialog mit einer realen Bezugsperson verlangen. Doch auch ohne eine solche blättert sich die Wirkung der Bilder auf. Diese Stärke macht das Buch auch für Kinder ohne Bezugsperson begreifbar und lässt es zum Trostpflaster für die unverstandene, verletzte oder einsame Kinderseele werden.

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