Sommerby: Zurück in Sommerby

Von Kirsten Boie.
Ab 10, 335 Seiten
2020, Oetinger, Hamburg
978-3-7512-0001-1
€ 14,00

Die unerwartet schönen Sommerferien in Sommerby sind vorbei, die Sehnsucht nach Sommerby bleibt. Deshalb ziehen Martha und ihre Brüder Herbstferien bei Oma vor, obwohl die Alternative Gomera wäre. Von dem gesparten Geld kaufen sie ihr stattdessen einen Fernseher. Schließlich ist Oktober, es wird abends früher dunkel und regnen könnte es auch öfter als im Sommer. Ob sich ihre Erwartungen erfüllen werden? Oder die Enttäuschungen mit ihnen reisen? Beides ist der Fall. Und gerade diese Ambivalenzen, die erfüllten Erwartungen ebenso wie die enttäuschten Hoffnungen, sind es, die auch die zweiten Ferien der drei Geschwister bei ihrer Oma zu etwas Besonderem werden lassen.

Überraschungen und ihre Folgen
Überraschungen sind so eine Sache. Das merken Martha, Mikkel und Mats gleich bei ihrer Ankunft. Die Vorfreude der Überraschenden deckt sich nicht zwingend mit der Reaktion der Überraschten. Wenn es dann nicht nur bei der – gut gemeinten – Überraschung bleibt, sondern sich womöglich eine weitere – weitaus folgenschwerere – einstellt, kann das die Stimmung trüben. Mikkel zweifelt an der Tierliebe seiner Oma, Mats reißt aus und Martha weiß nicht, was sie tun soll. Auf Enes pfeifen? Das Versprechen, das sie ihrer Oma gab, halten? Oder Krischan Boysen ins Vertrauen ziehen? Omas hilfsbereiten Nachbarn, der ihr – trotz ihres ablehnenden Verhaltens – zugewandt ist? Und, was hat es mit jenem Schriftstück auf sich, das der hinterhältige Makler quasi aus dem Hut zauberte, um nach der Niederlage im Sommer doch noch Oma Inges Grundstück erwerben zu können?

Eine Geschichte für Generationen
Gute Geschichten brauchen einen Konflikt. Kirsten Boie begnügt sich nicht nur mit einem. Weil die Sommerby-Bücher – Zurück in Sommerby ist bereits der zweite Band der Reihe, die hoffentlich noch um weitere Bände mit Ferien im Winter und Frühling bereichert wird – Geschichten für Generationen sind, gibt es für jedes (Vor-)Lesealter einen: Für die Eltern jenen der (zu) vielen Arbeit, jenen tiefer Verletzungen für die Großelterngeneration und jenen falscher Schlussfolgerungen für die Kinder. Peinlichkeiten lassen sich nicht in Gedankenschleifen überwinden und tapfer ist jener, der im richtigen Moment weiß, was zu tun ist – und keine Frage des Alters ist!

Lebensthemen sind das, die Kirsten Boie den Kindern und Erwachsenen fein, hintersinnig, humorvoll und klug auf den Leib schreibt. Und gleichsam literarisch reflektieren lässt:
Sei es durch Marthas „Mamalektüre“ Vom Winde verweht, der Erkenntnis, dass Landlust nur wenig mit Hochglanz-Landlust gemein hat oder der Frage, weshalb Weglaufen in Filmen oder Büchern verheißungsvoller als in Wirklichkeit ist?
Aber, wenn dann am glücklichen Ende des Buches, das nicht das Ende der Ferien ist, Oma Inge die Bedeutung von Freundschaft neu entdeckt hat und Martha stolz auf ihre Brüder ist, dann sind die restlichen Ferientage altweibersommermäßig schön. Mit Enes und Dilara, den Ferienfreunden des Sommers, ganz so, wie es sich die Geschwister erhofft hatten.

 

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