Noah und die große Flut


Von Cornelia Boese, illustriert von Annemarie van Haeringen.
Ab 4, 40 Seiten
2017, Gerstenberg, Hildesheim
978-3-8369-5954-4
€ 13,95

Die Geschichte von Noah und seiner Arche gehört zu den bekanntesten Geschichten des Alten Testamentes. Vielleicht, weil das Überleben der Tiere und der Menschheit trotz der furchtbaren Katastrophe, mitsamt der Symbolik des eigens dafür eingesetzten Regenbogens, eine starke Metapher für den hoffnungsvollen Überlebenswillen des Menschen ist, vielleicht auch, weil sich ähnliche Geschichten auch in anderen Religionen und Quellen wiederfinden.

Dennoch beginnt die Ballade Noah und die große Flut mit der biblischen Überlieferung von Gottes Zorn und seiner Entscheidung, „was er auf der Welt geschaffen, von Mensch bis Tier dahinzuraffen“ (S.8). Dafür Verständnis weckend, ist auf der Seite zuvor die zurückhaltende, gleichwohl ungemein ausdrucksstarke, Illustration kriegerischer Umtriebe zu sehen, die an heutige Kriegsgebiete denken lässt, die noch immer nicht vom Weltgeschehen verschwunden sind.
Einzig Noah und seine Familie scheinen anderen Maßstäben zu folgen und stehen – bildlich en miniature – vor den nun zu bewältigenden Aufgaben: Bäume zu fällen, eine Arche zu bauen, von jedem Tier ein Paar zu finden, Nahrungsvorräte anzulegen und darauf zu vertrauen, dass ihnen wirklich nichts geschehen würde.

Federleicht reimt Cornelia Boese das Geschehen, das Annemarie van Haeringen in konturierter Wassermaltechnik in Szene setzt, wobei sie viel Weißraum lässt. Nicht jedoch auf der Seite der Flut, als „Wellen schluckten Berg und Baum, vertilgten allen Lebensraum“
(S. 21). Da dehnen sich auch ihre Bilder und füllen die ganze Fläche aus.
Was hier ein  Bild der Unendlichkeit darstellt, markiert bei den Innendarstellungen der Arche die dort herrschende Enge. Visuell verdichtet sie die Handlung, die Hoffnung fokussiert sich auf Noah, den in der Dunkelheit des Schiffsbauches ein eigentümliches Strahlen umgibt. Noah ist und bleibt die zentrale Gestalt der Geschichte, dargestellt durch ein Sternenhimmel-Gewand, das über das Irdische hinaus auf die Unendlichkeit verweist.
Verbunden mit dem Weißraum der anderen Bildseiten und Cornelia Boeses Versen, bringt das Bilderbuch die Gedanken all jener (Vor-)Lesenden und Betrachtenden auf Trab, denen das soziale und ökologische Verhalten der Menschen nicht gleichgültig ist, sondern darüber nachdenken.

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