Der kleine Holzroboter und die Baumstumpf-Prinzessin

 

 

 

 

 

 

Von Tom Gauld
aus dem Englischen übersetzt von Jörg Mühle
Ab 4, 32 Seiten
2022, Moritz Verlag, Frankfurt/Main
978-3-89565-430-5
€ 18,00

„Der kleine Holzroboter und die Baumstumpf-Prinzessin“ haben mein Herz erobert! Sie sind einfach bezaubernd und ganz nach meinem Geschmack. Fürsorge, die einem inneren Bedürfnis entspringt, und nicht, weil sie muss. Großartig!

Als modernes Märchen erzählt der britische Künstler Tom Gauld die Abenteuer der beiden Königskinder. Mit ihnen schuf er ein diverses Geschwisterpaar mit transkulturellen Eltern, und zeigt, dass Fürsorge und Verantwortung universal sind. Wovon handelt das Märchen?

Nachdem der Kinderwunsch von König und Königin von einer Erfinderin und einer Hexe erfüllt wurden, lebt die Familie glücklich und zufrieden miteinander. Doch eines Tages vergisst der kleine Holzroboter seine Schwester zu wecken – warum das überhaupt notwendig ist, sei hier nicht verraten -, wodurch eine Verkettung unglücklicher Umstände ihren Lauf nimmt. Die braucht jede Geschichte, denn ohne Irrungen und Wirrungen wäre sie langweilig. Aber der kleine Holzroboter zögert nicht und setzt alles daran, seine Schwester zurückzuholen. Das gelingt ihm auch, doch der Nachhauseweg gestaltet sich anstrengender, als gedacht. Sechs Abenteuer erlebt er dabei, die zum Erzählen einladen.

Hier wendet sich das Märchen, denn nun ist es die Baumstumpf-Prinzessin, die sich um ihren Bruder sorgt und kümmert. Auch sie erlebt viele Abenteuer – ebenfalls sechs an der Zahl, die ebenso selbst erzählt werden können – bevor auch sie vor Erschöpfung einschläft. Was nun?

Erneut wendet sich das Blatt und Hilfe kommt von ganz und gar unerwarteter Seite, die hier ebenfalls nicht verraten wird. Denn, so viel ist klar, das Märchen nimmt ein gutes Ende. König und Königin können ihre Kinder nach langer sorgenvoller Zeit überglücklich in die Arme schließen, womit die Geschichte noch nicht zu Ende ist. Zuletzt stehen die unerwarteten Helferlein im Rampenlicht, was zu den vielen Aspekten gehört, die mich das Bilderbuch so lieben lassen.

Für Familien mit mehreren Kindern +/- 4 Jahren, Kindertagesstätten und Schulen;
ideal zum dialogischen Lesen geeignet.

Es ist wieder soweit: Die Workshop-Saison ist eröffnet

[25.02.2023] Plochingen, Nürtingen, Pfullingen – in drei der schwäbischen Ingen-Städte war ich im Januar und Februar zu Gast. Zwei Mal ging es ums Vorlesen für Senior*innen, heute um Kinder und ihre Interessen. Ob Jung oder Alt, beide Zielgruppen wollen auf Augenhöhe angesprochen werden. Ob sie sich von der ausgewählten Literatur berühren lassen und die „literarische Brücke“ betreten, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu denen gehört die Auswahl, also der ausgewählte Vorlesestoff, und die Art des Vorlesens. Beides braucht Zeit und geht nicht ohne Vorbereitung und Lust. Je besser die Aneignung des Textes gelingt und je mehr Lust vorhanden ist, desto höher ist die Chance, dass sich die Zuhörenden in das Gelesene „verstricken“ lassen. Das zu vermitteln, bereitet mir Lust. In Ingen- und anderen Städten.

Leseförderung: Besuch im Laden

[07.07.2021] Stimmengewirr im Lieblingsbuch. Zwölf Kinder zwischen acht und elf Jahren und ihre Lehrkräfte besuchen mich im Laden. Heute kommen sie aus der Nachbarstadt, vor nicht allzu langer Zeit aus Albanien, Bosnien, Bulgarien, Italien oder Syrien. Bevor sie sich umsehen, lese ich ihnen Auszüge aus Herz Schmerz von Ulf Nilsson vor.

Mehrsprachige Bilderbücher
Wer entdeckt die Bücher mit ihren Familiensprachen? Die Kinder staunen und die Bücher werden eifrig zur Hand genommen. Gibt es auch ein Buch in georgischer Sprache? Ja, gibt es. Das macht den Schüler und mich froh.

Nach etwa einer Stunde verabschieden sie sich wieder. Auf zum Spielplatz! Schulausflug mit Leseförderung. Ich freue mich, dass der Lieblingsbuch-Laden eine Anlaufstelle dafür ist.

Leseorte: Vom Zauber des Vorlesens an Lieblingsplätzen

Wer liest, hat einen Lieblingsplatz zum Lesen. Auf dem Sofa, im Sessel, Schaukelstuhl oder Bett, in der Hängematte, am Ofen oder Schreibtisch – es gibt viele Orte, an denen gerne gelesen wird. Die Suche nach so einem Ort – dem allerbesten Ort – erzählt das Bilderbuch Der allerbeste Platz in Wort und Bild. Papa Elch und das Elchkind sind gemeinsam in der Stadt. In Claires Buchladen kaufen sie Elchkind ein neues Buch, das – logisch! – gleich vorgelesen werden soll. Sogleich machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort, wo sie ungestört miteinander lesen können. Allen Ansprüchen soll er gerecht werden, der allerbeste Platz für die verzauberte Stunde, wie Meghan Cox Gurdon das Vorlesen nennt. Falls Sie das Buch (2019, Insel Verlag, Berlin) noch nicht kennen, lesen Sie es!

Passionierte Vorleser*innen werden in ihrem Tun bestätigt, wer daran zweifelt, eines besseren belehrt. Und wer es dennoch nicht glaubt, möge es einfach ausprobieren. Es braucht nicht viel für diese „schlichte, aber tiefgehende Angelegenheit. Einem geliebten Menschen vorzulesen ist das einfachste und zugleich eins der größten Geschenke, die wir ihm machen können. Das Einzige, was es für eine fröhliche lange Reihe verzauberter Stunden braucht, ist jemand, der es möglich macht. Und das kann jeder von uns versuchen.“ (Seite 278f) Genau! Und mit den passenden Büchern ist das auch kein Problem.

Der allerbeste Platz

Von Minh Lê, illustriert von Gus Gordon,
aus dem Amerikanischen übersetzt von Gundula Müller-Wallraf.
Ab 3, 32 Seiten
2020, Knesebeck, München
978-3-95728-365-8
€ 14,00

Papa Elch und das Elchkind sind gemeinsam in der Stadt. In Claires Buchladen kaufen sie Elchkind ein neues Buch, das – logisch! – gleich vorgelesen werden soll. Sogleich machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort, wo sie ungestört miteinander lesen können. Allen Ansprüchen soll er gerecht werden, der allerbeste Platz für die verzauberte Stunde, die gleichsam eines „der größten Geschenke ist, die Menschen einander machen können“. Und Elche auch. Weiterlesen →