Im November-Newsletter der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) war am 20.11.2017 zu lesen:
„„Sondierung gescheitert“ – so lautete die Meldung des Montagmorgens. Doch was genau ist da „gescheitert“? „Sondieren“, so verrät der Duden, bedeutet „etwas [vorsichtig] erkunden, erforschen, um sein eigenes Verhalten, Vorgehen der Situation anpassen zu können“. Dies scheint etwas zu sein, das unsere Gesellschaft im Ganzen gut gebrauchen könnte: trotz sehr verschiedener Positionen und Interessen um einen gemeinsamen Weg ringen. Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärker werden zu lassen als gesellschaftliche Spaltung. Dafür brauchen wir konstruktive Prozesse des Aufeinander-Zugehens und des Erforschens der Perspektiven des Gegenübers. Die Sondierer*innen in Berlin haben genau dies versucht, doch offensichtlich hat es nicht gereicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Phase der gegenseitigen Schuldzuweisungen bald von konstruktiven Vorschlägen abgelöst wird.
An Vorschlägen zur Jugend- oder Bildungspolitik war wenig Konkretes aus den Sondierungsgesprächen bekannt geworden. Zu hören war von einem geplanten weiteren Kita-Ausbau und der Einführung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Sollten diese Themen in zukünftigen Koalitionsgesprächen wieder auf den Tisch kommen, so ist aus unserer Sicht wichtig, dass der Fokus dabei weder auf „Betreuung“ noch auf „Masse statt Klasse“ liegt. Drei Aspekte sind deshalb aus unserer Sicht wichtig:
- Qualität nicht vernachlässigen! Ein quantitativer Ausbau ganztägiger Bildung bzw. im Kitabereich darf nicht zu Lasten der Qualität der Angebote gehen. Es geht nicht (nur) um Betreuung, es geht um Bildung.
- Ganztägige Bildung ist mehr als Schule! Ganztägige Angebote, Kooperationen im Sozialraum und Bildungslandschaften bieten die Chance für andere und umfassende Bildungskonzepte und mehr Bildungsgerechtigkeit – diese gilt es viel stärker zu nutzen.
- Rechte und Interessen von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt! Ein Ausbau von Ganztagsangeboten unter Betreuungsaspekten liegt zunächst im Interesse von Eltern und Arbeitgeber*innen. Genauso müssen jedoch die Rechte und Interessen von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden. Ihre Bedürfnisse nach Freiräumen, Beteiligung und Mitgestaltung kommen jedoch häufig zu kurz, obwohl ganztägige Bildungskonzepte eigentlich Chancen für eine jugendorientierte Ganztagsschule bieten könnten.
Kulturelle Bildung kann sowohl für den gesellschaftlichen Zusammenhalt als auch für gute Ganztagsbildung einen wichtigen Beitrag leisten.“
Die Lese- und Literaturpädagogik ist ein Teilbereich der Kulturellen Bildung. Ihre Vermittler*innen fördern Lesemotivation und –kompetenz, um Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeit zu stärken und sie bzw. die Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Kinder und Jugendliche sind die Erwachsenen von morgen. Sie erhalten das kulturelle Gedächtnis und entwickeln das Gesicht der Gesellschaft weiter.