Djihad, mon ami


Von Dounia Bouzar,
aus dem Französischen übersetzt von Sarah Pasquay.
Ab 14 Jahren, 160 Seiten
2017, Knesebeck, München
978-3-95728-041-1
€ 14,95

Dounia Bouzar weiß, wovon sie schreibt. Sie ist die Vorsitzende des CPDSI, dem französischen Zentrum für Prävention und Deradikalisierung in Zusammenhang mit dem Islam. In dieser Funktion hat sie zahlreiche Jugendliche betreut, die den Verführungen des Daesh (Islamischer Staat) entkommen sind. Ihre Erfahrungen hat sie in der – fiktiven – Geschichte von Camille und Sarah verwoben.

Camille fehlt es an nichts, zumindest scheint es so. Ihre Eltern arbeiten schon immer viel, doch seit dem Tod ihrer Großmutter fühlt sie sich oft einsam. Daran ändert auch ihre Freundschaft zu Sarah nichts. Die beiden kennen sich seit Kindertagen, in den letzten zwei Jahre waren sie regelrecht unzertrennlich, bis sich Camille von einem auf den andern Tag veränderte, nicht mehr mit Sarah sprach, sich zurückzog und schließlich von den Daesh rekrutieren ließ. Dass sie nicht nach Syrien gelangte, war den Fahndungen nach dem Terroranschlag auf das Bataclan-Theater zu verdanken.

Abwechselnd lässt Dounia Bouzar die beiden Mädchen in Djihad, mon ami zu Wort kommen. Sarah, die ihre Freundin nicht mehr versteht und zu spät begreift, was vor ihren Augen geschah. Camille, die nicht dem gängigen Bild der Gefährdeten entspricht – sie ist weder arm, stammt aus keiner Einwandererfamilie und ist auch keine Muslima – und dennoch den Versprechungen „der Brüder“ glaubt und ihre anfängliche Skepsis über Bord wirft.

Das Buch sensibilisiert und zeigt, wie „die Brüder“ agieren, argumentieren und wie sie Jugendliche in die Isolationsfalle locken. In ihrem Nachwort schreibt Dounia Bouzar: „Kinder und Jugendliche mit Träumen in die Falle zu locken, ist so alt wie diese Welt … Das Neue daran ist das Internet. Man ist so daran gewöhnt, virtuell zu kommunizieren, dass man nicht mehr auf der Hut ist.“ (S.156)

Kritisch zu hinterfragen, auf der Hut zu sein und sich nicht an Grausamkeiten oder den Tod zu gewöhnen, dazu fordert Dounia Bouzar die Leser in ihrem informativen Roman auf.

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