10 Jahre Gecko / Wie Herr Fels zu seiner Mooshose kam

Die Bilderbuchzeitschrift Gecko ist an sich schon etwas Besonderes. Alle zwei Monate erscheint sie mit einem bunten Reigen an Bilderbuchgeschichten – drei an der Zahl und meist unveröffentlicht, also erstmals in Gecko zu lesen. Damit nicht genug, enthält jede Ausgabe eine Kreatividee, ein Wortschatzrätsel (Wortsport), ein Gedicht, ein Suchbild, eine Bildergeschichte in Comic-Manier, eine zweite als erklärende Sachgeschichte, eine dritte zu einem Teekessel-Wort (Homonym) sowie Wortspielereien mit ausgelassenen Buchstaben. Das Ganze wertig und werbefrei in guter Druck- und Papierqualität, die Kinderhänden unterschiedlichen Alters standhält und nicht zerfleddert.

Die 61. Jubiläumsausgabe überrascht nicht nur mit einem „mehr“ an Geschichten, sondern wieder einmal mit ganz besonderen. Dazu zählt „Wie Herr Fels zu seiner Moos-Hose kam“ von Rusalka Reh, illustriert von Daniela Bunge.

Herr Fels wohnt auf einer Insel. Er ist ein junger Felsgeselle, die Dreißigtausend hat er erst um wenige hundert Jahre überschritten. Doch in den letzten vierhundert Jahren war das Meer, das ihn umspülte, kalt, so kalt, dass ihn fror. Eine Möwe weiß Abhilfe, nimmt Maß und besorgt ihm von Schwester Natur eine Mooshose.  Die wird ihm perfekt auf seinen Steinleib geschneidert und dauert trotzdem nur etwa 100 Jahre. „Sie war flauschig und warm. Herr Fels behielt sie an, Tag und Nacht, Mittag und Abend, immer und ewig.“ (Gecko N°61, S. 24)

Wer schon einmal mit Kindern am Meeresufer entlang ging, weiß, dass mit Fragen, weshalb es Steine mit und ohne Moos gibt, zu rechnen wäre. Eine solche scheint Rusalka Reh zu Ohren gekommen zu sein, ihre prosaische Antwort ist in „Wie Herr Fels zu seiner Moos-Hose kam“ zu lesen. Neben aller Lust am Fabulieren wohnt der Geschichte auch die Botschaft inne, dass die Natur nicht nur den Zeitdimensionen der wiederkehrenden Jahreszeiten unterworfen ist, sondern weitaus größeren, über Menschenleben hinausreichenden. Dahinter verbirgt sich Achtung vor der Natur und der Auftrag, für sie zu sorgen – wie die Möwe für Herrn Fels.
Daniela Bunges Illustrationen fangen diesen Zauber ein, die Kälte der Nacht ebenso wie Herrn Fels‘ Rührung, als die Möwe Maß nimmt, oder die Sonnenstrahlen, die ihn ebenso wie seine Mooshose wärmen, als er der Möwe ein wohliges Rastplätzchen bietet.

Bevor die Geschichte von Rusalka Reh in Gecko veröffentlicht wurde, war sie zuerst in der Sendung „OHRENBÄR – Radiogeschichten für kleine Leute“ des radioBERLIN 88,8 (rbb) zu hören, gelesen von Hannelore Hoger. Mit den Illustrationen von Daniela Bunge ist sie erstmals in Gecko N°61 erschienen.

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